Die Schlüsselkompetenz im digitalen Medienzeitalter

Im Medienalltag der jungen Menschen zeigt sich eine markante Diskrepanz zwischen dem hohen Nutzungswissen beim Gebrauch digitaler Medien einerseits und der geringen Informationskompetenz bei der Beschaffung, Prüfung und Nutzung nachrichtlicher Inhalte und Wissensbestände andererseits.

Vor allem die mit der Nutzung vieler Social Media-Angebote verbundene Neigung, populistischen Behauptungen und Falschnachrichten zu glauben, umgekehrt aber den von Journalisten überprüften Sachaussagen zu misstrauen, erschwert den Zugang zu Bildungsangeboten; sie demotiviert und fördert die Entpolitisierung. Damit einher geht das Nichtwissen über Ressourcen, die Unkenntnis der Logiken sowie die Ignoranz gegenüber Funktionalitäten der Intermediären in der Plattformwelt.

Dieselbe Einschätzung ins Positive gewendet: Um sich in der vernetzten Onlinewelt zurecht zu finden und deren Mittel und Möglichkeiten für die eigene Ausbildung und berufliche Orientierung zu nutzen, müssen die Jugendlichen die Logiken der digitalen Wissensressourcen wie auch die Funktionsweise informierender Medien kennen sowie einfache Recherche- und Überprüfungsverfahren beherrschen. Diese Kompetenz ist der Schlüssel, mit dem die Jugendlichen in der digitalisierten Medienwelt sozial, beruflich und politisch Handlungsfähigkeit erlangen und ihren Bildungsweg gehen (können).

Ob dieser Kompetenzerwerb gelingt, hängt in hohem Maße vom Schulsystem, vom Engagement einzelner Schulen und Lehrer wie auch von der schulischen Laufbahn der Jugendlichen ab. Schülerbefragungen zeigen, dass knapp die Hälfte der befragten Jugendlichen (zwischen 14 und 19 Jahren) ihre Schulen als Hauptproblem nennen: Es mangle am Einsatz digitaler Bildungsmedien. Und mehr als ein Drittel (37 Prozent) klagte über inkompetente Lehrkräfte, wenn es um Onlinemedien und digitale Unterrichtsmethoden geht (Bitkom-Erhebung 2023).

Hinzu kommt: Je bildungsferner die Jugendlichen, umso größer sind die Defizite, mithin der Bedarf, grundlegende Kompetenzen einzuüben, zu denen auch das Kommunikationsverhalten der Jugendlichen selbst gehört. Wie und wo also sollen die Jugendlichen zu mehr inhaltsbezogener Kommunikations- und Mediennutzungskompetenz finden?

An diesen Defiziten setzt unser Programm fit for news an: Über Online-Selbstlernkurse, hybride Unterrichtsprogramme und digitale Lehreinheiten lernen die Jugendlichen zuerst die Sprach- und Kommunikationsregeln, um mit ihrer Community und der Erwachsenenwelt wie auch mit den Kommunikationsregeln auf den Plattformen klar zu kommen. Darauf aufbauend, lernen sie den zielführenden Umgang mit digitalen Wissensressourcen und KI-basierten Wissensgeneratoren. Sie üben und trainieren, wie die Aussagenlogik der Medien funktioniert, wie man Quellen erschließt und beurteilt, wie Informationen geprüft und Wissen interaktiv erschlossen wird. Dabei lernen sie auch die Logiken und dialogischen Techniken kennen, mit denen KI-gestützte Chats Informationen generieren, Texte erzeugen, Bilder und Videos produzieren.

Das Ensemble dieser Fertigkeiten nennen wir Informationskompetenz. Sie bildet Schnittmengen mit der Medienkunde wie auch mit dem Informatikwissen, doch kommt ihr eine die gesamte Lebenswelt betreffende Reichweite zu. Denn jede auf Wissen bezogene, dabei verständigungsorientierte Interaktion (insb. sprachliche und bildhafte Kommunikation) kann nur gelingen, wenn die Beteiligten über Informationskompetenz verfügen.  MH

Die Broschüre ist in der Schriftenreihe der Stiftung Neue Länder erschienen. Sie informiert über Trends in der Online-Medienwelt und zeigt Wege zur Informationskompetenz, die mit den Lehrmaterialien von fit for news vermittelt werden.

Lernen für die digitale Medienzukunft: Der Kern der Informationskompetenz ist nicht technisches Knowhow, sondern in erster Linie sind es kognitive Fertigkeiten, die vorgestern ebenso gültig waren, wie sie auch übermorgen maßgebend sind. Diese Fertigkeiten umfassen erstens das konstruktive Denken über das, was wir mit den digitalen Medien alles tun, aber auch lassen können. Und zweitens ein kritisches Bewusstsein in Bezug auf das, was umgekehrt die Medien (und Medienbetreiber) mit uns machen oder auch nicht machen wollen.

Diese Kompetenz funktioniert im Zeitalter der allgegenwärtigen Onlinemedien durchaus analog zur Lese- und Rechtschreibkompetenz, wie sie im 18. und 19. Jahrhundert mit der allgemeinen Schulpflicht eingeführt und zum Fundament auch der politischen Bildung wurde. Wir stellen uns vor, dass in den nächsten Jahrzehnten der Erwerb der Medien- und Informationskompetenz ebenso selbstverständliches Lernziel schon in den Grundschulen sein wird, nicht anders wie es Lesen, Schreiben und Rechnen (allen Widrigkeiten zum Trotz) weiterhin sind. MH

Die Sicht der Eltern: Neu und anders lernen

„Die Welt des 21. Jahrhunderts ist eine digitale Welt. Die heutige Schüler*innen-Generation hat eine Welt ohne das Internet nicht mehr kennengelernt. Für sie ist es Alltag, über digitale Geräte und Dienste zu kommunizieren, einzukaufen, Medieninhalte zu konsumieren, sich zu informieren oder sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen. Die Schüler*innen in Deutschland nutzen so gut wie alle das Internet. Sie sind im Schnitt in vier (oder mehr) sozialen Netzwerken aktiv und gehören zu den digitalen Vorreiter*innen. Auch in der Arbeitswelt, die diese Schüler*innen erwartet, wird der Umgang mit digitalen Tools zu den grundlegenden Fähigkeiten gehören. Schüler*innen, die im 21. Jahrhundert heranwachsen, benötigen daher andere Kompetenzen als Schüler*innen des 20. Jahrhunderts – und zwar gleichwertig zu den Grundkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen –, um in einer sich schnell wandelnden Welt selbstwirksam agieren zu können.“

(aus: 21st.CenturySchools: Lagebild des digitalen Schulunterrichts in den 16 Bundesländern aus Sicht der Eltern. Berlin 2022, S. 6).

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